Architektur

Dialog im Dorf

Seewis Getrennt und doch verbunden: Das Wohn- und Atelierhaus in Seewis besteht aus zwei Häusern, die aussen durch einen Hof getrennt und unterirdisch miteinander verbunden sind.

Der Schweizer Architekt Kurt Hauenstein schied aus einer Zürcher Büropartnerschaft aus, um in Fläsch im Kanton Graubünden ein neues Büro zu gründen. Die zahlreichen, radikal-sensiblen baulichen Eingriffe in den Ort durch das Büro atelier-f, das Kurt Hauenstein gemeinsam mit Daniel Jäger führt, veranlassten viele Weinbauern zu bleiben und zu investieren. 2010 überzeugte Fläsch den Schweizer Heimatschutz mit seinen «besonderen Leistungen bezüglich Ortsbild- und Siedlungsentwicklung» und wurde mit dem Wakkerpreis ausgezeichnet.

Das hier vorgestellte Wohn- und Atelierhaus allerdings liegt im etwa 20 Kilometer entfernten Seewis, auf der besonnten Südterrasse unterhalb des Bergs Vilan. Die im Baureglement der Gemeinde Seewis festgelegten Gebäudeabmessungen sind strikt, die Architekten ordneten daher zwei Häuser auf dem gut 2000 Quadratmeter grossen Hanggrundstück an. Beide Grundrisse ergeben sich aus Doppelquadraten von 7,50 auf 15 Meter. Ein 7,50 mal 7,50 Meter grosser Hof trennt die zwei im rechten Winkel auf einem geländeausgleichenden Sockel situierten Satteldachbauten, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Im Erdgeschoss gruppieren sich Wohnen, Kochen und Essen um den mittigen Eingangsbereich. Als Rückgrat legt sich die einläufige Treppe an die der Strasse zugewandten Längsseite. Sie liegt auf einer Achse mit der Treppe des Ateliergebäudes, quer gestellt grenzt sie den Arbeitsraum von der in den Hang geschobenen Werkstatt und dem Lager ab. Gebaut wurden beide Häuser aus Dämmbeton. Die Architekten schätzen das Recyclingprodukt, das zum Teil aus Glasschaumschotter besteht, sich monolithisch verarbeiten lässt, leicht ist sowie trocken und dessen Oberfläche sich angenehm und warm anfühlt. Die Aussenfassaden zeichnen das Muster der glatten und regelmässig angesetzten Schaltafeln nach, während die Oberflächen der Innenwände beim Schalen dem Zufall überlassen wurden. Küche und Bäder wurden aus dunkelgrau eingefärbtem Beton gefertigt, hierzu passt Eichenholz für die Fenster, Türen und die Möblierung. Callwey Verlag

Gebaut wurden die beiden Häuser aus Dämmbeton, einem Recyclingprodukt.

Über den Bau

Standort: Seewis, Graubünden

Planungsbüro:atelier-f ag architekten eth sia fh

Anzahl Bewohner: 2

Wohnfläche: 286 m2

Grundstücksgrösse: 2041 m2

Bauweise: Massiver Betonbau

Fertigstellung: 2016

Architekturfotografie: Innenaufnahmen: Ralph Feiner Fotografie, Malans, feinerfotografie.ch; Aussenaufnahme: atelier-f ag, Kurt Hauenstein, Fläsch

101 Traumhäuser

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