Wärmepumpenservice

«Jede Installation ist anders, und jede Kundin hat andere Fragen»

Heizungsersatz Damit eine Wärmepumpe einwandfrei läuft, ist ein regelmässiger Service sinnvoll. Doch welche Arbeiten werden bei diesem ausgeführt, und weshalb lohnen sie sich? Wir haben einen Elco-Servicetechniker einen Tag lang begleitet.

von Michael Staub

Journalist BR, Kriens

Etwas ausserhalb des Zentrums von Seedorf UR steht ein Zweifamilienhaus mit einer leuchtend roten Fassade, die an die typischen Schwedenhäuser erinnert. «Diese Farbe gefällt mir sehr. Es ist schön, wenn nicht alle Häuser grau sind», sagt Hedy Wyrsch. Gemeinsam mit ihrem Mann Ulrich Wyrsch bewohnt sie das Erdgeschoss, während das Ober- und Dachgeschoss als Maisonettewohnung vermietet werden. Wie aus Kübeln prasselt der Regen auf das Dach und das Zelt auf der Südseite des Hauses. Darunter verbirgt sich die aussen aufgestellte Wärmepumpe von Wyrschs, die heute den zweijährlichen Service erhält. Lohnt sich dieser, wenn doch immer wieder Stimmen laut werden, eine Wärmepumpe sei «wartungsfrei»? Für Ulrich Wyrsch ist diese Frage rasch beantwortet: «Wir haben diese Heizung jetzt seit 12 Jahren in Betrieb und hatten noch nie ein Problem damit. Es ist uns lieber, wenn die Wärmepumpe regelmässig kontrolliert wird, dann können wir uns darauf verlassen.»

Wetterfestes Angebot

Der Wartungsauftrag in Seedorf ist ein Standard-Einsatz, das Zelt eher die Ausnahme. «Wir arbeiten bei jedem Wetter, das ist kein Problem. Aber wenn es dermassen schüttet, bringen wir lieber ein Dach über dem Kopf mit», sagt Adrian Widmer. Er ist Teamleiter Service bei der Elco-Servicestelle Luzern. «Als gelernter Kaminfeger kenne ich vor allem die klassischen Heizungen. Damit ich meine Mitarbeitenden nicht nur einteile, sondern auch verstehe, was sie im Tagesgeschäft machen, eigne ich mir nun das Fachwissen zu den Wärmepumpen an», sagt Widmer. Servicetechniker Johan Meier Fernandez hat inzwischen die Verschalungen der Wärmepumpe entfernt und deren Innenleben freigelegt.

Damit eine Wärmepumpe die Energie aus der Umgebung aufnehmen kann, nutzt sie ein Kältemittel. Dieses ist je nach Temperatur gasförmig oder flüssig. «Mithilfe dieses Kältemittels können wir der Umgebungsluft einen Teil ihrer Wärme entziehen und diese auf die Heizung des Gebäudes übertragen. Die abgekühlte Luft wird dann wieder ausgeblasen», erläutert Meier Fernandez. Damit dieses Prinzip funktioniert, besitzt jede Wärmepumpe vier wichtige Bauteile: Verdampfer, Verdichter, Verflüssiger und Expansionsventil. Im Verdampfer geht das Kältemittel in den gasförmigen Zustand über. Der Verdichter komprimiert dieses Gas, wodurch Wärme erzeugt wird. Das erwärmte Gas gelangt nun zum Verflüssiger, wo die Wärme an den Heizkreis abgegeben wird. Das Kältemittel wird dadurch kälter und damit wieder flüssig. Mit dem Expansionsventil wird es entspannt. So sinkt der Druck, und das Kältemittel kann erneut Wärme aufnehmen. «Der Kältekreis ist ein geschlossenes System, das die vier Bauteile verbindet. Damit alles reibungslos funktioniert, darf nirgendwo Kältemittel austreten», erläutert Johan Meier Fernandez.

Dichter Kreislauf

Ob dieser Kältekreis auch wirklich dicht ist, wird deshalb mit mehreren Arbeitsschritten geprüft. Zuerst misst der Servicetechniker an verschiedenen Punkten die Temperatur und den Druck des Systems. Dies gibt einen ersten Anhaltspunkt, ob die Maschine richtig funktioniert. Dazu schraubt der Servicetechniker beim Hochdruck- und beim Niederdruckteil des Kältekreises je einen Drucksensor an und öffnet ein Ventil. Nach wenigen Sekunden erscheinen auf einem Computertablet die Temperatur- und Druckwerte der Sensoren. «Sieht gut aus», meint Meier Fernandez, «bei diesen Zahlen dürfte alles dicht sein.» Nun greift er zu einem Gasmessgerät, das auf Kältemittel geeicht ist. Falls es an irgendeiner Stelle ein Leck gäbe, würde das Gerät dies anzeigen. Doch auch dieser Test verläuft zufriedenstellend. Als nächstes testet Johan Meier Fernandez, ob die Abtauung der Wärmepumpe richtig funktioniert. Dafür läuft die Maschine einige Minuten auf voller Leistung. Auch hier funktioniert alles einwandfrei.

Wichtige Reinigung

Die Funktionskontrollen sind allesamt erledigt und die Messwerte notiert. Nun macht sich der Servicetechniker an die Reinigung. Mit einem Industriestaubsauger entfernt er die Laub- und Schmutzteilchen, die sich im Lauf des Jahres im Innern der Maschine angesammelt haben. Besonders sorgfältig reinigt er den Kondenswasserablauf, der sich im Sockelbereich der Wärmepumpe befindet. «Wenn man diese Arbeit zu lange versäumt, kann der Abfluss vom Schmutz blockiert werden. Dann drückt das Kondenswasser seitlich aus der Wärmepumpe, und auf einmal gibt es eine Wasserlache um die Maschine», berichtet Johan Meier Fernandez. Nun montiert er wieder die beiden Verschalungen und wischt die letzten Schmutzteilchen mit einem Lappen weg. «Sieht aus wie neu», kommentiert Adrian Widmer.

Nach der Mittagspause fahren Johan Meier Fernandez und Adrian Widmer zur nächsten Kundin. Diese bewohnt mit ihrer Familie ein Einfamilienhaus aus den 1950er-Jahren. Bei der Übernahme des Hauses war bereits eine ältere Luft-Wärmepumpe installiert. «Diese Maschine war leider sehr laut, auch bei geschlossener Tür zum Keller. Deshalb entschieden wir uns, die Heizung zu sanieren», sagt die Bauherrin. Seit drei Jahren steht nun eine innen aufgestellte Luft-Wasser-Wärmepumpe des Typs Aerotop S in Betrieb. Einige Arbeitsschritte, die der Servicetechniker bereits am Morgen ausgeführt hat, wiederholt er auch bei diesem Gerät. Er prüft die Temperaturen, sucht mit dem Sensor nach allfälligen Leckstellen des Kältemittels und testet die Abtauung. Der Regen ist hier, im grosszügigen Technikraum, kein Problem.

Feinarbeit und Abwechslung

Doch während der Servicetechniker am Morgen konzentriert durcharbeiten konnte, wird er nun immer öfter vom Klingeln seines Telefons unterbrochen. Manche Störungen können seine Kunden nach kurzer telefonischer Anleitung selbst beheben. Bei anderen wird ein kurzfristiger Piketteinsatz nötig. Immer wieder gibt Johan Meier Fernandez Auskunft und führt danach die unterbrochene Arbeit an der Wärmepumpe weiter. «Das gehört alles dazu. Für diesen Beruf muss man ein Stück weit gemacht sein», kommentiert Adrian Widmer. Er kümmert sich um die Reinigung der Ansaugöffnung. Diese Arbeit entpuppt sich als aufwendig, denn das Wetterschutzgitter, welches die Ansaugöffnung gegen Schlagregen abschirmt, wurde vom Installateur mit einem zusätzlichen Drahtgeflecht ausgerüstet. «Das ist absolut sinnvoll, damit Laub, Tannennadeln oder Schmutz gar nicht erst in das Innere der Maschine geraten und dort für Probleme sorgen», sagt Adrian Widmer. «Leider sind diese feinen Drahtgitter aber nicht immer einfach zu reinigen.» Vorsichtig entfernt er die grösseren Schmutzteile, bevor erneut der Industriestaubsauger zum Einsatz kommt.

Als alle Arbeiten erledigt sind, packt Johan Meier Fernandez sein Werkzeug zusammen, informiert die Kundin über die ausgeführten Arbeiten und gibt ihr noch einige Tipps zum Optimieren der Einstellungen für Heizung und Warmwasser. Was gefällt dem Servicetechniker am besten an seinem Beruf? Die Arbeit sei sehr abwechslungsreich, sagt Johan Meier Fernandez: «Auf dem Papier sind die Wärmepumpen alle gleich. Doch jede Installation ist anders, jede Kundin und jeder Kunde hat ein anderes Gebäude und andere Fragen. Das macht den Job sehr spannend, denn kein Tag ist wie der nächste.»